Katholische Pfarrei "St. Bonifatius" Bernburg (Saale)
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Eine Betrachtung zum Lied: "Die ganze Welt, Herr Jesu Christ"


Die Auferstehung Jesu Christi, die wir an Ostern feiern, betrifft uns im Tiefsten. Sie „geht uns an“, wie die Alltagssprache es sehr tiefgründig formuliert.
Ostern schenkt uns die Gewissheit, dass Gott uns nicht alleinlässt, sondern dass der Auferstandene und der von ihm gesandte Heilige Geist mit uns gehen durch die Höhen und Tiefen unseres Lebens. Aber Ostern betrifft nicht nur den einzelnen Menschen und sein Schicksal, sondern auch die ganze Schöpfung. Das Lied „Die ganze Welt Herr Jesu Christ“ spricht davon sehr anschaulich. Der Jesuit Friedrich von Spee, der 1623 den Text dieses Liedes dichtete, vermochte es in seinen Liedtexten immer wieder, Ereignisse die sich in den Festen des Kirchenjahres abbilden, in weite und überraschende Zusammenhänge zu stellen.
Wie mit einem Jubelruf beginnt das Lied mit dem Vers „Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, in deiner Urständ (d.h. Auferstehung) fröhlich ist.“
Das klingt zunächst sehr allgemein, und man hat noch keine Vorstellung davon, was mit der „ganzen Welt“ gemeint sein könnte. Aber in der zweiten Strophe wird es konkret „Das himmlisch Heer im Himmel singt, die Christenheit auf Erden klingt“. Wenige Worte, immer durchdrungen vom wiederholten Halleluja, bilden eine Liedstrophe. Der Jubel über die Auferstehung erfasst die ganze Kirche in ihrer universalen Dimension, die ja nicht nur aus den betenden Menschen auf Erden, sondern ebenso aus der jenseitigen Dimension des „himmlischen Heeres“ besteht.
Wir sind mit unserem menschlichen Beten nicht allein, daran können wir auch in der Zeit von „coronaleeren“ Kirchen denken.
Dann aber fällt der Blick auf die lebendige Natur: „Jetzt grünet, was nur grünen kann, die Bäum zu blühen fangen an“. Es liegt eine tiefe Stimmigkeit darin, dass die jährliche Osterzeit in den Frühling fällt - etwas von der gestaltenden, immer neues Leben schenkenden Kraft Gottes, die sich in der Auferstehung Christ sammelt, ist auch in der erwachenden Natur zu spüren, die uns in jeden Jahr von Neuem erfreut.
„Es singen jetzt die Vögel all, jetzt singt und klingt die Nachtigall“
Waren es in der 3. Strophe des Liedes die grünen Pflanzen, von denen die Rede war, so kommen nun die Tiere ins Bild. Der Gesang der Vögel wird zum Bild des Lebens, das wir im „Jetzt“, in besonderen Momenten erspüren. Viele von uns kennen angesichts der Natur so ein „Jetzt“. Sie haben vielleicht einen unvergesslichen Augenblick erlebt, in dem die Natur uns mit Bildern und Wahrnehmungen beschenkt, die uns das ganze Leben begleiten. Ein Sonnenuntergang an Bord eines Schiffes; der Blick von einem Berggipfel in eine Weite,  in der wir ferne andere Berge sehen; die ziehenden Wolken in einem endlosen Blau… das lässt uns die ordnende Kraft hinter der Weite der sichtbaren Welt spüren.
Aber der Blick des Dichters reicht noch weiter. Die Erde mit Pflanzen und Tieren wäre undenkbar ohne das wärmende Licht der Sonne, die Kraft, die Leben spendet und erhält. Die Erde ist tief mit dem Kosmos verbunden, in einem wunderbaren Gleichgewicht, das auch unser Dasein trägt. Und so heißt es in der 5. Strophe: „Der Sonnenschein kommt jetzt herein und gibt der Welt ein neuen Schein“. Menschen, Kirche, Pflanzen, Tiere, die Sonne - ein ganzes Panorama der Welt ersteht in den schlichten Worten des Liedes vor unseren Augen. Und die ganze Schöpfung hat teil an der Auferstehung Christi. Nicht umsonst wiederholt der Autor am Schluss des Lieds die 1. Strophe: Der Jubel der Schöpfung mündet wiederum ein in das Lob des Auferstandenen. Aber wir lesen die Worte anders als am Anfang: „Die ganze Welt“ ist jetzt keine Phrase mehr, sondern ist erfüllt von Farbe, Klang, Leben, Licht. Vielleicht schenkt uns dieses Lied, wenn wir über all das nachdenken, einen neuen Blick auf den universellen Horizont, den die Auferstehung eröffnet.

Ihr Pfarrer Thomas Fichtner

Katholische Pfarrei "St. Bonifatius" Bernburg (Saale), Theaterstr. 5, 06406 Bernburg (Saale)
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